0:2 gegen Südkorea, Gruppenletzter, WM-Aus nach der Vorrunde. Ja, das hatten wir uns sicher anders vorgestellt. Janosch Franke hat die Enttäuschung mittlerweile verdaut und gibt Einblicke in seine Gefühls- und Gedankenwelt.

Samstag, 23. Juni, 21:55 Uhr: Ausgelassen feiernd stehe ich in einer Traube jubelnder Deutschlandfans vor der Cafeteria Castillo in Valencia. Kurz zuvor hatte Toni Kroos mit einem Kunstschuss für den 2:1-Siegtreffer gegen die Schweden gesorgt. Deutschland war endlich bei der Weltmeisterschaft angekommen – so dachte ich zumindest noch am vergangenen Samstag.

Dass die deutsche Mannschaft nur wenige Tage nach dem Schwedenspiel nun die Heimreise antreten muss, kommt eigentlich nicht überraschend, so richtig glauben konnte es im ersten Moment jedoch auch niemand. Der Weltmeister scheidet nach drei Partien als Gruppenletzter aus – und das vollkommen zu Recht. Damit ereilt Deutschland das gleiche Schicksal, wie Spanien und Italien bei den vergangenen beiden WM-Endrunden. Woran hat es bloß gelegen?

Zunächst einmal bleibt festzuhalten, dass der Zug zum Tor und der absolute Siegeswillen gefehlt haben. Gegen Schweden zappelte der Ball glücklicherweise zweimal im Netz, über die fehlende Kreativität und Durchschlagskraft in der deutschen Offensive kann diese Tatsache aber nicht hinwegtäuschen. Sowohl im Spiel gegen Mexiko als auch gegen Südkorea hatte ich das Gefühl, Deutschland hätte auch 120 Minuten spielen können, ohne ein Tor zu erzielen. Mit der Qualität der Mannschaft hat das absolut nichts zu tun. Auch mit den von Löw gewählten Aufstellungen sollte man meiner Meinung nach nicht hadern. Das Scheitern fand im Kopf statt. Mentalität? Wille? Gier? All das habe ich bei der deutschen Mannschaft vermisst.


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#nowordsneeded ⚽️❤️😅

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Ratlosigkeit nach dem Abpfiff des letzten Gruppenspiels gegen Südkorea.


Ich will mich an dieser Stelle auch gar nicht in eine Analyse verstricken und nach taktischen Fehlern des DFB-Teams suchen. Vielmehr will ich den Blick nach vorne richten und die Chancen sehen, die das frühe Ausscheiden mit sich bringt.

Aus Fansicht ist das Aus in der Gruppenphase deutlich leichter zu verdauen als eine knappe Niederlage im WM-Finale. Ich kann mich jetzt gemütlich auf der Couch zurücklehnen und muss nicht alle drei Tage darauf hoffen, dass ein Geniestreich von Toni Kroos eine pomadige DFB-Elf vor dem Kollaps bewahrt. Ich kann die restlichen Spiele aus einer neutralen Perspektive betrachten – ohne Erwartungen und ohne Angst vor dem Scheitern. Wunderbar!

Auch für die Verantwortlichen des DFB bringt das Ausscheiden neue Möglichkeiten mit sich. Endlich können und müssen Veränderungen diskutiert und der Umbruch eingeleitet werden. Niemand ist mehr unantastbar, auch und vor allem nicht Jogi Löw. Neues System, neue Spielidee, neues Stammpersonal? Ein radikaler Umbruch ist möglich, aber nicht an allen Stellen notwendig. Ich freue mich darauf, den Veränderungsprozess zu verfolgen und rechne fest mit einer schnellen Genesung des angeschlagenen (noch) Weltmeisters.

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