Am heutigen Donnerstag empfing der 1. FC Saarbrücken den TSV 1860 München zum Hinspiel der Aufstiegsrunde zur 3. Liga. Ein Rückblick auf ein Spiel, das es in dieser Form gar nicht geben sollte.
Sowohl der 1. FC Saarbrücken als auch der TSV 1860 München haben eine überragende Saison hinter sich. Der FCS dominierte die Regionalliga Südwest und wurde mit elf Punkten Vorsprung souveräner Meister. In der Bayern-Staffel ein ähnliches Bild: Neun Punkte trennten die Löwen am Ende von der zweitplatzierten Bayernreserve. Leider reicht eine ungefährdete Meisterschaft im Falle der deutschen Regionalligen nicht zum Aufstieg. Sechs Teams bewerben sich um drei zu vergebenden Plätze in der 3. Liga. Nach Adam Riese gehen daher drei Klubs leer aus. Wie ungerecht dieses System sein kann, hat die Südwest-Staffel in den vergangenen Jahren besonders schmerzlich zu spüren bekommen. Dreimal hintereinander scheiterten sowohl der Meister als auch der Vizemeister (2015: Offenbach und Saarbrücken; 2016 & 2017: Elversberg und Mannheim) dieser Liga in den Aufstiegsspielen. Heute will der 1. FC Saarbrücken in einem erneuten Anlauf den ersten Schritt in Richtung 3. Liga gehen. Der TSV 1860 München ist der Gegner in diesem Spiel, das es – wenn es nach mir ginge – gar nicht geben sollte.
Auch wenn ich kein Verfechter dieses Aufstiegsmodus bin, die heutige Partie schaue ich mir natürlich trotzdem an. Saarbrücken gegen 1860 – das klingt auch nicht nach Regionalliga, sondern nach zwei Traditionsvereinen, die den Weg zurück ins Profigeschäft suchen. Es ist eine Begegnung, die einen zünftigen Schauplatz verdient hätte. Zumindest im Hinspiel wird ihr dieser jedoch verwehrt. Da die eigentliche Heimspielstätte der Saarbrücker – das altehrwürdige Ludwigparkstadion – seit 2016 zu einem reinen Fußballstadion mit geplanten 17 000 Plätzen ausgebaut wird, muss der FCS nach Völklingen umziehen. 6 800 Zuschauer passen in das Hermann-Neuberger-Stadion, das Austragungsort der heutigen Partie ist. Dass alle Karten restlos ausverkauft sind, ist natürlich keine Frage. Die 1 100 mitgereisten Löwen-Fans sorgen lautstark dafür, dass von einem Heimvorteil nur schwerlich zu sprechen sein kann.
Das Hermann-Neuberger Stadion in Völklingen.
Donnerstag, 17:30 Uhr. Zu einer Zeit, zu der ich normalerweise eher selten Fußball schaue, wird das Spiel angepfiffen. Der erste Aufreger lässt nicht lange auf sich warten: Die Spieler des TSV 1860 laufen in knallgrünen Leiberln auf. Kruzifix nochmal! Das ist keine Farbe, das ist Betrug am Fan! Nachdem ich den Schock verdaut habe, kann ich mich in aller Ruhe auf das Spiel einlassen. Ein Favorit lässt sich nur schwer ausmachen. Beide Klubs verfügen über einen Kader, der sowohl in der Breite als auch in der Spitze mehr als drittligatauglich ist. Bei den Löwen versprühen Namen wie Mölders, Mauersberger oder Ziereis einen Hauch von Zweitligaatmosphäre. Saarbrücken kann es sich sogar leisten einen Fanol Perdedaj (ehemals sogar Bundesligakicker bei der Hertha) und Top-Torjäger Patrick Schmidt (19 Tore in 30 Regionalliga-Einsätzen) zunächst auf der Bank schmoren zu lassen.
Ich habe noch gar nicht richtig auf dem Sofa platzgenommen, da steht es schon 0:1. Mölders besorgt nach einer Ecke die Führung für die Münchner. Ein Nackenschlag, der das ganze Saarland erschüttert. Und das in der ersten Spielminute. Das wichtige Auswärtstor ist für die Löwen doppelt süß. Besser hätte die Partie nicht beginnen können. Dem frühen Treffer folgt ein munterer Schlagabtausch mit Chancen auf beiden Seiten. In der 25. Minute folgt dann jedoch ein erneuter Rückschlag für das saarländische Gemüt. Kevin Behrens (eigentlich Stürmer) setzt zur Sense an und trifft seinen Gegenspieler mit der offenen Sohle. Rot geht in Ordnung, Gelb wäre mit Blick auf den Zeitpunkt der Aktion und mit etwas Fingerspitzengefühl aber wohl auch zu vertreten gewesen. Fakt ist, Behrens kann Duschen gehen. Ein Platzverweis der bittersten Sorte. Zumal man auf den ausgebufften Behrens (ebenfalls 19 Saisontore) nicht ganz so gern verzichten wollte.
Die Zuschauer in Völkingen sahen ein umkämpftes Aufstiegsspiel.
Nach dem erneuten Rückschlag ist der 1. FC Saarbrücken spürbar angeschlagen. Mehr schlecht als recht wankt man der Halbzeit entgegen. Doch es wäre nicht die Aufstiegsrunde, wenn sich das Geschehen nicht in Sekundenschnelle drehen könnte. So passiert es dann auch in der 44. Minute. Nach einer traumhaften Wenninger Flanke setzt Jännicke dem Angriff das Sahnehäubchen auf und trifft per grandioser Volley-Abnahme in das Gehäuse der Gäste. Der Ausgleich kommt aus dem Nichts und schickt die verdatterten Löwen in die Kabine.
Dort scheint 60-Coach Bierofka aber die richtigen Worte zu finden. Ähnlich wie im ersten Durchgang kommen die Münchner spritzig aus den Katakomben. Das 1:2 durch Karger fällt direkt in der 47. Spielminute. Das Löwenherz kann sich wieder beruhigen. Acht Minuten später rappelt es fast erneut. Mölders setzt sich im Ringkampf gegen seinen Gegenspieler durch und wuchtet das Spielgerät per Kopf an den Pfosten. In dieser Szene erinnert der 60-Stürmer an den ehemals berüchtigten Bullen von Inter Mailand – genau Adriano ist gemeint.
Man of the Match: Sascha Mölders.
Nachdem Ziereis und eben jener Mölders weitere gute Chancen vergeben, sieht sich FCS-Coach Dirk Lottner gezwungen zu handeln. Gut, dass er noch 19-Tore-Stürmer Patrick Schmidt auf der Bank hat. Genau diesen bringt er in Minute 67. Acht Minuten später zahlt sich dieser Wechsel bereits aus. Münchens Weber verliert im Zweikampf das Gleichgewicht und Schmidt schiebt trocken zum 2:2 ein. Erneuter Ausgleich, Wahnsinn! Kurzzeitig ist 1860 sichtlich beeindruckt und den zahlreichen Angriffsversuchen fehlt es an der nötigen Durchschlagskraft. Kämpfen sich die Hausherren hier in Unterzahl doch noch zu einem Unentschieden. „Ja, bitte“ denkt sich das gesamte Saarland. „Nein, danke“ denkt sich Sascha Mölders und erhöht in der 84. auf 2:3. Dann ist es vorbei! Der TSV 1860 gewinnt die Partie am Ende verdient und geht mit einer sehr guten Ausgangsposition ins Rückspiel am Sonntag.
„Gut“, denke ich mir, „dafür, dass es dieses Spiel am besten gar nicht hätte geben sollen, wurde ich sehr gut unterhalten…“
Deine Sicht auf die stimmungsmäßige Überlegenheit der 60er halte ich für ziemlich subjektiv. Wo hast du gestanden, Gästeblock? Oder B-Block?
Habe nicht von Überlegenheit gesprochen. Und ich musste das Spiel Leider auf dem Laptop in Spanien verfolgen ;)
Hast Recht, sorry. Mein Fehler. Kann man vielleicht so durchgehen lassen, wie du es formulierst ;-)